Der Bienenstich

Bienen sind wunderbare Tiere. Je nach Größe des Volkes arbeiten bis zu 40.000 Tiere großartig zusammen, sind fleißig, können tanzen und produzieren Honig. Dummerweise bin ich allergisch gegen ihr Gift. Aber das soll sich jetzt ändern! Ich habe mich heute in die Dermatologische Klinik in München begeben, um immun zu werden gegen das bisschen Gift einer kleinen Biene; ich mache eine Hyposensibilisierung.

Die erste Überraschung erwartete mich allerdings schon bei der Anmeldung zu diesem Event im Juni: sechs Tage muss man stationär in der Klinik bleiben, um eventuelle Überreaktionen sofort behandeln zu können. Nun gut. Nach einiger Planung bin ich also heute eingerrückt. Nach Anmeldeprozedere, Zugang legen, Blutabnahme, EKG und Blutdruckmessung durfte ich mir das Gift abholen!

Und schon ging es los. Vorher noch eine Kochsalzlösung angestöpselt (wofür genau ist mir nicht ganz klar), bekam ich dann 0,02µg Gift injiziert. Die Station darf ich aus Sicherheitsgründen nicht verlassen, auch wenn nur sehr wenige Allergiker überhaupt kritisch auf dieses Vorgehen reagieren. Eineinhalb Stunden später folgt dann die nächste Injektion, nun die doppelte Menge, 0,04µg Gift. Und weitere eineinhalb Stunden später folgt die dritte und letzte Spritze für heute, nun mit 0,08µg Bienengift. Zur Info: Der Stich einer Honigbiene enthält übrigens etwa 100µg Gift.

Bisher lief alles prächtig, nicht mal ein jucken oder brennen an der Einstichstelle. Aber das kann sich angeblich noch ändern. Das „Merkblatt über die notwendigen Verhaltensregeln bei einer Hyposensibilisierungsbehandlung“ macht mich darauf aufmerksam, dass von einfachem Juckreiz bis zum Kreislaufbeschwerden, Übelkeit und plötzlichem Schwächgefühl alles dabei sein kann. Und die Ärztin informierte mich, dass nach einigen Tagen die Arme extrem geschwollen sein können. Ich bin gespannt.

Übrigens müssen Hyposensibilisierungspatienten ein lukratives Geschäft für eine Klinik sein. Wir müssen hier fast eine Woche bleiben, bekommen drei- bis viermal pro Tag eine Spritze, an den richtigen Verabreichungszeitpunkt müssen wir selber denken und ansonsten machen wir ja keine Arbeit. Müssen nicht gewaschen oder aufs Klo getragen werden, sondern sitzen brav herum und lesen den Spiegel oder die Süddeutsche, die es hier täglich kostenlos gibt – zumindest, wenn man privat (zusatz-)versichert ist.

Zeitgleich mit mir hat noch ein Imker mit seiner Behandlung begonnen. Er hat das vor 22 Jahren schon einmal gemacht und in der Zwischenzeit keinerlei Probleme gehabt. Das klingt gut, vor allem, weil ich doch auch gerne imkern würde. Für die regelmäßige Versorgung mit bestem Bienenhonig würde ich zukünftig auch den ein oder anderen Stich in Kauf nehmen – vorausgesetzt, das geht hier so entspannt weiter.

To be continued…

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