Eigen-Plagiat – auch nicht in Ordnung!

Die in der letzten Zeit öffentlich gewordenen Plagiateure haben ihr Fett wegbekommen. Abschreiben bei anderen geht nicht und wird – zum Glück – nicht geduldet. Erfahren durfte (oder musste) das auch meine geschätzte Texttreff-Kollegin Susanne Ackstaller, der ein Blogbeitrag dreist geklaut wurde. Es nahm ein gutes Ende: sie schreibt nun die Kolumne, für die der geklaute Artikel war. Schön, dass hier auf das Original gesetzt wird.

Doch manche Wissenschaftler sind das Original und plagiieren sich selbst. So geschehen in einer Reihe von Veröffentlichungen der Kardiologin Uta Hoppe. Ein anonymer Whistleblower hat sie auf der Internetseite Science Fraud angezeigt. In diesem Blog können Plagiate, Mehrfachverwendung von Experimenten oder erfundene Daten gepostet werden.

Die elektrophysiologischen Ableitungen erschienen dem kritischen Leser zu ähnlich. Es stellte sich heraus, dass viele der Ableitungen einfach per copy and paste mehrfach verwendet wurden, oder einfach gespiegelt wurden und dann als unabhängige Einzelmessungen verkauft wurden. Im extremsten Beispiel fanden sich in einer einzigen Abbildung 22 Duplikationen von Messkurven!

Dreiste Duplikationen in einer Abbildung - http://www.science-fraud.org/?p=86
Dreiste Duplikationen in einer Abbildung – http://www.science-fraud.org/?p=86

Der Mitarbeiter war’s

Der Fall Hoppe wird derzeit von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geprüft. Frau Hoppe äußerte sich indes zu den Vorwürfen gegenüber der Zeitschrift Laborjournal im Oktober 2012. Einer ihrer Mitarbeiter hätte gestanden, elektrophysiologische Daten gefälscht und sie damit getäuscht zu haben. Ob es so einfach ist und das „Bauernopfer“ ausreicht bleibt abzuwarten.

Interessant finde ich in diesem Zusammenhang zwei Dinge.

Ruhm und Ehre gegen Erkenntnisgewinn – wer gewinnt?

Die große Familie der Wissenschaftler scheint in zwei Lager gespalten zu sein. Die einen, die für Ruhm und Ehre und Drittmittel betrügen und Daten fälschen. Und die anderen, denen am Grundprinzip der Forschung, nämlich dem Zuwachs von Wissen und Erkenntnis, gelegen ist. Möglicherweise sind sie nicht so erfolgreich, denn in der Forschung gibt es in der Regel mehr und größere Rückschläge als Erfolge. Wahrscheinlich sind es aber auch diejenigen, die sich als Whistleblower betätigen und wissenschaftliches Fehlverhalten melden. Leider werden diese Personen ebenso wenig gefeiert, wie die geständigen Dopingsünder im Radsport, so dass ihnen nur die anonyme Meldung bleibt, um nicht als Nestbeschmutzer zu gelten und sich möglicherweise jegliche Zukunft im sowieso hart umkämpften Wissenschaftszirkus zu verderben.

Müssen Strafen weh tun?

Am 7. Dezember hat die DFG eine Pressemitteilung mit Ergebnissen zu Untersuchungen von wissenschaftlichem Fehlverhalten veröffentlicht. Zwei Wissenschaftlerinnen wurden der Datenmanipulation und der Verletzung der Aufsichtspflicht für schuldig befunden. Die beiden erhalten eine „schriftliche Rüge“ und werden für drei bzw. fünf Jahre von der Antragsberechtigung bei der DFG ausgeschlossen. Auch hier erscheint mir der Vergleich mit dem Doping im Radsport angebracht. Dort ist eine zweijährige Sperre üblich, die dem Sportler in der Regel nicht schadet. Vielleicht wäre es hilfreich, bereits im Studium Ethik in der Wissenschaft zu lehren, um das Unrechtsverständnis zu schulen.

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