Die Techniker Krankenkasse hat die Ergebnisse ihrer repräsentativen Ernährungsumfrage „Iss was, Deutschland?“ unter 1000 Deutschen über 18 Jahre vorgestellt. Die Umfrage bestätigt, was auch Ärzte beobachten: Nahrungsmittelallergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten nehmen zu. Besonders Menschen mit höherem Bildungsniveau scheinen davon betroffen zu sein. Mehr als jeder Fünfte mit Abitur oder Hochschulabschluss berichtet über Allergien oder Unverträglichkeiten. Ist also ein höherer Intelligenzquotient genetisch mit der Empfänglichkeit für Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten assoziiert? Wissenschaftliche Studien, die den Zusammenhang eindeutig belegen, lassen sich nicht finden. Vielleicht wäre aber eine GWAS*, eine Genomeweite Assoziationsstudie angebracht!
*[Definition nach Wikipedia: Eine genomweite Assoziationsstudie (GWAS, engl. Genome-wide association study) ist eine epidemiologische Untersuchung der genetischen Variation des menschlichen Genoms – ausgelegt um einen bestimmten Phänotyp (meist eine Krankheit) – mit bestimmten Haplotypen (bzw. Allelen) zu assoziieren.
Das Ziel von GWAS ist es also letztlich die Allele (eine bestimmte Ausprägung eines Gens) zu identifizieren, welche gemeinsam mit einem Merkmal (bzw. einer Krankheit) auftreten.]
Aber, ach, auch wenn diese Meldung die Wissenschaftlerseele in mir höher schlagen lässt, so scheint die Erklärung doch viel einfacher zu sein. Die Techniker Krankenkasse vermutet lapidar, dass Menschen mit höherem Bildungsabschluss die Symptome besser deuten würden und frühzeitiger zum Spezialisten gehen würden. Widerspricht das eigentlich den Beobachtungen zahlreicher anderer Studien, dass Menschen mit niedrigerer Bildung zumeist kränker sind und deutlich früher sterben als Menschen mit höherem Bildungsstand? In der Forschung bezeichnet man dieses Phänomen als „soziale Ungleichheit“. Bei den Allergien haben wir ja gerade gesehen, dass die besser gebildeten Menschen häufiger „krank“ sind. Ist nur der krank, der mit seinen Beschwerden auch zum Arzt geht und in die Statistiken integriert werden kann? Dann wären die besser Gebildeteten wohl die Kränkeren in der Bevölkerung – zumindest was die Allergien angeht. Aber wie hoch wäre dann die Allergierate, wenn wirklich alle erfasst würden? Oder haben die Akademiker eine bessere Chance auf Behandlung und Heilung, weil sie früher zum Arzt gehen, anders versichert sind und damit Zugang zu anderen Therapien haben und am Ende wieder gesünder sind? Und länger leben?
Ach, man könnte noch so viele Studien machen! Aber ich gehe erstmal zum Allergietest.
Weitere Infos: http://www.hauptsache-bildung.de/2012/der-zusammenhang-von-bildung-und-gesundheit/