Wer ins Krankenhaus muss hofft, dort gesund zu werden. Zumindest aber hofft er oder sie, dort nicht noch kränker zu werden. Genau das geschieht aber leider relativ häufig. Bezeichnet werden diese Infektionen dann als nosokomiale Infektionen oder Krankenhausinfektionen. Jährlich kommt das in Deutschland bis zu 600.000 Mal vor! Nicht jeder verstirbt gleich daran, aber immerhin 15.000 Todesfälle gehen jährlich auf das Konto von Infektionen und Krankheiten, die man noch nicht hatte, als man ins Krankenhaus kam.
Den Antibiotika geht die Luft aus
Warum gibt man dann nicht einfach ein Antibiotikum? Machte man, und macht man. Doch damit haben wir das nächste Problem – multiresistente Keime, die über die gängigen Antibiotika müde lächeln. Und sich weiter vermehren.
Das Immunsystems kann es eigentlich selbst
Verschiedene Wissenschaftlter und Medizinier suchen daher nach Strategien und Substanzen, wie man multirestistenten Erregern wie MRSA (multiresistenter Staphylokokkus aureus) begegnen kann. Ideen gibt es verschiedene. Eine ist, sich einen Mechanismus unseres Immunsystems abzuschauen, das sich eigentlich selbst gegen diese Bakterien zur Wehr setzen kann. Bakterien benötigen zur Verteidigung gegen die Angriffe unseres Immunsystems das Spurenelement Mangan (und Zink), um ein bestimmtes funktionsfähiges Enzym zur Abwehr herzustellen (Superoxiddismutase). Wir Menschen produzieren aber ebenfalls eine Substanz, Calprotectin oder S100A8/A9, die den Bakterien das Mangan wegschnappt und sie damit angreifbar macht. Diese Schwachstelle möchte Privatdozent Dr. Günter Fritz vom Universitätsklinikum Freiburg ausnutzen. Er begibt sich auf die Suche nach Substanzen, die genau diese Aufgabe erfüllen, den Keimen die notwendigen Spurenelemente vor der Nase wegzuschnappen.
Spezifische Impfstoffe schnell hergestellt
Eine weitere Idee ist eine Impfung, die gegen isolierte Keime innerhalb von weniger als zwei Wochen hergestellt werden kann. Damit könnte die Verbreitung auf Stationen, auf denen ein Patient mit einem multiresistenten oder sehr virulenten Keim liegt, verhindert werden. Ausgedacht hat sich diese Methode Dr. Andreas Wieser und Prof. Sören Schubert, beide vom Max von Pettenkofer-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München. In Tierversuchen wurde die Wirksamkeit bereits nachgewiesen.
Infektionsprävention ist das A und O
Um die Verbreitung der Keime aber möglichst zu verhindern ist vor allem Hygiene wichtig. Wie wichtig die Händedesinfektion in Krankenhäusern ist wurde in vielen Studien gezeigt. Leider werden selbst diese einfachen Maßnahmen oft nicht ausreichend umgesetzt – aus Zeitnot, aus Praktikabilitätsgründen (z.B. weil die Spender mit Desinfektionsmittel immer nur neben der Tür und nicht an jedem Bett zu finden sind) oder auch, weil es einfach vergessen wird. Mit einem guten Infektionspräventionsmanagement ließen sich etwa 20 bis 30 Prozent der Infektionen vermeiden, in manchen Einrichtungen sogar noch mehr. Daher unterscht die Universität Jena in der ALERTS-Studie, welche evidenzbasierten Maßnahmen welche Auswirkung haben und entwickeln zugleich ein System, wie eine Umsetzung erfolgen könnte und, was das kosten würde. Denn in Zeiten, wo jedes Haus nach wirtschaftlichen Kriterien gemessen wird, scheint oftmals kein finanzieller Spielraum für Infektionsprävention vorhanden zu sein. Doch betrachtet man die Rechnung von der anderen Seite, könnte die Investition sich bald rechnen. Dr. Stefan Hagel, Leiter der ALERTS-Studie am Uniklinikum Jenaerklärt: “Es gibt Untersuchungen, dass eine Beatmungspneumonie Zusatzkosten von 17.000€ und einen neun Tage verlängerten Klinikaufenthalt zur Folge haben”. Diese Kosten könnten dann deutlich gesenkt werden oder in manchen Fällen komplett wegfallen.
Einen (noch) ausführlicheren Artikel von mir zu diesem Thema finden Sie hier.